Wild Wild Yukon

 

Da wir das Gefühl hatten, das unsere Zeit in Kanada bald zu Ende wäre und wir Alaska bald erreichen müssten, waren die nächsten Tage vor allem Fahr-Tage. Da die Waldbrände in British Columbia noch immer wüteten, umfuhren wir diese Grossflächig. Wir sahen uns erst nach Schlafplätzen um, sobald wir müde wurden und sich der Tag langsam dem Ende neigte. So schliefen wir grösstenteils in Rest Areas direkt neben dem Highway, aus dem einfachen Grund, dass es einfach keine Dörfer oder Städtchen in der Nähe hatte. In diesen Fahrintensiven Tagen durch die Pampa, ohne Internetabdeckung oder Telefonnetz, sahen wir auch endlich Bären: als erstes einen Grizzly und anschliessend nur noch Schwarzbären.

 

 

Nach zwei Fahrtagen wurden wir etwas nervös, weil der Tank leerer wurde und wir einige Zeit durch die Wälder gefahren waren, ohne irgendein Anzeichen einer Ortschaft zu sehen. Wir atmeten erleichtert auf, als die ersten Ortsschilder erschienen und betrachteten diese Ortschaften allerdings etwas ungläubig, weil die meisten aus einigen Trailers oder eine Handvoll Häuser bestanden. Bei der erstbesten Gelegenheit tankten wir: bei einer verlassen aussehenden Zapfsäule in der Pampa.

 

Je nördlicher wir kamen, desto länger wurden die Abende, bis die Sonne gar nicht mehr ganz unterging. Es fiel uns immer schwerer, richtig müde zu werden.

Unser erstes Ziel im Yukon war Whitehorse, die Hauptstadt des Staates. Bei einer Raststätte vor der Stadt hatten wir plötzlich wieder Internetempfang und machten sofort einen Halt, um uns auf den neusten Stand zu bringen und uns bei unseren Familien zu melden. Wir waren nicht die Einzigen; Der Parkplatz war voll mit Wohnmobilen und -wagen.

Als wir in Whitehorse hineinfuhren, fiel uns als erstes auf, dass es keine Hochhäuser hatte und auch sonst nicht so riesig wirkte wie die anderen Hauptstädte. Als erstes gingen wir Einkaufen, um unsere Vorräte aufzufüllen. Während Natascha den Einkauf verstaute, wurde Dani von einem Kanadier angequatscht und erfuhr so, dass am nächsten Tag der «indigenous peoples day» gefeiert wurde. Wir fuhren deshalb am nächsten Tag zum Kulturzentrum und mischten uns unter die Leute. Es gab eine kleine Ausstellung, Workshops, und man konnte einigen Künstlern der First Nations über die Schulter schauen. Zu unserem Glück gab es auch einige Essensstände, sodass wir uns die Bäuche vollschlagen konnten.

Am Nachmittag besuchten wir das «Yukon Beringia Interpretive Centre» und taten etwas für unsere Allgemeinbildung.

 

Am Abend rechneten wir aus, dass wir nicht vor dem 3. Juli die Grenze nach Alaska überqueren durften. Bei Grenzübertritt würde unser Countdown für die 3 Monate USA beginnen zu ticken, auch während wir zurück durch Kanada fahren würden. Wir hatten einen Überlegungsfehler gemacht und hätten uns die letzten Tage gar nicht so beeilen müssen. Wir beschlossen, die «gewonnene» Zeit in den Nationalparks zu verbringen und machten uns am nächsten Tag auf den Weg zum «Kluane National Park and Reserve». Der Campingplatz liegt in einem wunderschönen Wald, 5 Geh-Minuten vom Kathleen Lake entfernt. Am Ankunftstag erkundeten wir die Umgebung inklusive See und planten die Wanderung für den nächsten Tag. Wir konnten direkt vom Campingplatz aus starten und wanderten mit Mückenspray bewaffnet los. Es wurde ziemlich schnell ziemlich steil und wir hatten einen wunderschönen Blick auf den See. Wir kämpften uns immer weiter durch das Geröll hoch und mussten den Weg richtiggehend suchen. Es sah stellenweise aus, als hätten kleine Steinrutsche den Weg unter sich begraben. Wir bemerkten en älteres Wanderpaar, welche uns entgegenkamen. Sie beklagten sich, dass der Abstieg viel anstrengender war als der Aufstieg und sie stellenweise auf dem Hosenboden runtergerutscht waren. Nach weiteren 10 Minuten hocharbeiten, kapitulierten wir und machten uns auf dem gleichen Weg auf den Abstieg. Unten angekommen, gönnten wir unseren Füssen eine Abkühlung im See (es war saukalt). Der nächste Tag war etwas durchzogen, weshalb wir Blogeinträge schrieben, Fotos auf die Festplatte sicherten und kleinere Dinge erledigten, welche wir vor uns hergeschoben hatten. Am Abend gab es einen Vortrag über Grizzlies am Gemeinschafts-Lagerfeuer. Eine Nationalpark-Mitarbeiterin erzählte viel Interessantes, z.B. wie man sich verhalten sollte, wenn man einem begegnete.

 

Am nächsten Morgen fuhren wir wieder nach Whitehorse. Hier machten wir wieder die organisatorischen Dinge wie Lebensmittel einkaufen, tanken, Wassertank auffüllen und Grauwasser sowie WC leeren. Hier kauften wir auch einen Stecker, damit wir den Laptop über die Auto Lichtmaschine laden konnten, während wir fuhren. Vorher hatten wir öfters das Problem gehabt, dass der Laptop keinen Saft mehr hatte und wir unsere Blogeinträge nicht schreiben konnten (deshalb sind wir etwas im Verzug – sorry!)

Dieses Mal hatte es unglaublich viele Wohnmobile in Whitehorse und vor allem auch bei unserem Schlafplatz: dem Parkplatz des Superstores. Wir entdeckten auch einige Schweizer-Nummernschilder 🙂

Tag darauf machten wir uns auf den abenteuerlichen Weg zum «Tombstone Territorial Park». Der Dempster Highway ist nur gekiest und leider regnete es an diesem Tag. Bei den ersten Schlaglöchern probierte Dani noch zu manövrieren und auszuweichen. Irgendwann wurden es so viele, dass wir uns nur noch irgendwo festkrallen konnten und kräftig durchgeschüttelt wurden. Mittendrin mussten wir auch noch durch eine schlammige Baustelle fahren. Als wir beim Informationszentrum des Parks ankamen, waren etliche unserer Sachen nicht mehr am richtigen Platz oder gar am Boden verstreut. Und Pegasus hatte eine neue Farbe 😉

Hier verbrachten wir 3 Nächte. Wie immer erkundeten wir die Umgebung und machten kleine und grössere Wanderungen. Wir möchten gar nicht viel darüber erzählen, weil die Bilder für sich sprechen.

 

Vom Tombstone ging es ca. 1,5 Stunden nach Dawson City, einer Goldgräberstadt. Hier schien die Zeit stehen geblieben zu sein und man erwartete beinahe schon, dass Clint Eastwood um die Ecke kommt und einem zum Duell herausfordert.

Beinahe jedes dritte Auto war ein Camper und so war es nicht verwunderlich, dass wir beim RV Park in der Stadt keinen Platz mehr fanden. Zum Glück gab es auf der anderen Seite des Flusses einen staatlichen Campingplatz, wo wir noch ein Plätzchen fanden, welches zudem noch günstiger war als der RV Park. Um ins Städtchen zu kommen, mussten wir nun einfach immer die Fähre benutzen, welche zum Glück kostenlos war. Da es zu regnen begann, blieben wir am Abend auf unserem Platz und machten es uns gemütlich. Am nächsten Tag war der 1. Juli – Canada Day! In Dawson gab es eine Parade, welche wir uns natürlich nicht entgehen liessen. Und anschliessend pilgerten wir in einen Park, wo es Live-Musik und unter anderem gratis Cupcakes und Eistee gab. Leider gab es nicht wirklich Schattenplätze und so spazierten wir nach einiger Zeit wieder zurück, da es uns zu warm wurde. Den Abend liessen wir in einem Gartenrestaurant ausklingen, wo wir das lokale Dessert probierten und etwas tranken.
Tags darauf genossen wir das schöne Wetter lesend im Park und fuhren anschliessend zum Midnight Dome, einem Aussichtspunkt von wo man das Yukon-Kuskokwim-Delta überblicken konnte. Als Abschluss des Tages gönnten wir uns noch ein grosses Glace.

2 Kommentare zu „Wild Wild Yukon“

  1. Danke euch für die informativen und mit herrlichen Fotos bereicherten Texte. Da kommt Fernweh auf…
    Lasst es euch gut gehen und geniesst die jeden Tag neuen Eindrücke in diesem wunderbaren Teil der Erde (trotz der vielen Mücken…).
    Weiterhin gute und unfallfreie Reise
    Roland

  2. Hoi miteinander, die Gegend kommt mir sehr bekannt vor, obwohl es bei mir schon 35 Jahre her ist, dass ich da war 🤔
    Dawson City scheint sich seither (und wohl auch in den hundert Jahren vorher seit dem Goldrausch) kaum verändert zu haben.
    Cool, geniesst die Zeit! Ihr werdet auch in 35 Jahren gerne daran zurück denken …
    Gruass
    Ingo D.C. (wie Dawson City 😉)

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