Veracruz, Tabasco und Chiapas

 

Da die Stellplätze in den Bundesstaaten Veracruz und Tabasco dünn gesät sind, mussten wir zwangsläufig an den einzelnen Tagen viel Strecke machen. Wir fuhren also auch am folgenden Tag ungefähr 4 Stunden zu unserem nächsten Ziel: Tlacotalpan. In unserem Reiseführer wurde es als kleines schmuckes Städtchen beschrieben. Und da es auf dieser Strecke nicht viel Sehenswertes gab, wollten wir uns das anschauen. Tlacotalpan ist ein «Pueblo Magico», d.h. die Kleinstadt wurde wegen ihres typischen und sehenswerten mexikanischen Charakters als besonders sehenswert ausgezeichnet. Die Auszeichnung wird vom Sekretariat für Tourismus verliehen und soll kleinen unbekannteren Ortschaften zu grösserer touristischer Bekanntheit verhelfen.

Wir waren bei unserer Ankunft etwas enttäuscht, denn irgendwie hatten wir wegen des Reiseführers mehr von der Kleinstadt erwartet. Es hatte zwar einen hübsch zurechtgemachten kleinen Stadtkern mit Park, aber der Rest war nichts Besonderes. Da es sich um eine Fischer-Stadt handelte, gingen wir in ein Fisch- und Meeresfrüchte-Restaurant. Mutig bestellte Dani eine Meeresfrüchtesuppe, die Empfehlung der Küche, und mutig fischte er dann im trüben Wässerchen nach allerlei Stückchen.

Ein grosser Parkplatz wurde als Schlafplatz auserkoren und wir ruhten uns gerade vom Fahrtag aus, als plötzlich mit grossem Geknatter und riesiger Rauchwolke ein Auto vorbeifuhr. Staunend sahen wir zu, wie es wieder umdrehte und das ganze Quartier in Rauch hüllte. Zum Glück hat Dani ein Foto gemacht, es ist schwer zu beschreiben…

 

Nach einer unruhigen Nacht, da Standplätze auf Parkplätzen meistens laut sind, fuhren wir Richtung «Reserva Ecológica De Nanciyaga» weiter. Hier hatte Natascha einen Campingplatz gefunden, welcher mitten im Dschungel liegt und passenderweise den Namen «La Jungla» trägt. Die letzte Strecke durch den Dschungel war sehr abenteuerlich, aber es hat sich gelohnt. Das erste Mal befanden wir uns im Mexikanischen Dschungel! Und einige Stunden später hörten wir dann auch tatsächlich Brüllaffen und sahen Papageie.

 

Am nächsten Morgen gönnten wir uns eine Dusche im Dschungel-Stil: etwas heruntergekommen, mit ein paar Insekten als Dusch-Gspänli und natürlich kaltem Wasser. Dann ging es weiter nach La Venta, wobei wir die Bundesgrenze zum Staat Tabasco überquerten. Hier konnten wir auf dem Museumsparkplatz vom «Museo La Venta Park» übernachten, welches wir am nächsten Morgen dann auch besuchten. Es ist ein kleines Museum mit Skulpturen der olmekischen Kultur. Viele Skulpturen, vor allem viele der berühmten Steinköpfe, befinden sich inzwischen in anderen Museen im ganzen Land verteilt. Wir schwitzten uns durch die Ausstellung, von welcher sich ein Teil draussen befindet, und flüchteten anschliessend mit Pegasus Klimaanlage Richtung Comalcalco. Hier hatten wir einen Standplatz bei einer Kakao-Farm gefunden. Die Dusche stellte sich als durchgerostetes Rohr ohne Duschbrause heraus – ein Duscherlebnis der besonderen Art 😀

 

Am nächsten Tag ging es weiter nach Palenque. Die Strassen in Tabasco lassen zu wünschen übrig. Sie sind mit Schlaglöchern gespickt und als Fahrer muss man unglaublich wachsam sein. Plötzlich tauchen riesige Löcher vor einem auf. Bei einem Polizeiposten wollte Dani «zügig» vorbeifahren und hat leider volle Kanne ein Loch erwischt. Es rumpelte ungeheuerlich, Pegasus protestierte indem er den Motor ausschaltete und die Pannenblinker reinwarf. Wir konnten mit dem letzten Schub an den Strassenrand rollen und starrten dann das Display an: Kraftstoffsperre aktiviert. Pegasus machte keinen Wank mehr. Wir begannen wie wild zu googlen und checkten Pegasus ab, ob er irgendwo leckte. Dani fand dann zum Glück heraus, wie die Kraftstoffsperre ausgeschaltet werden konnte (mit einem versteckten Schalter hinter einer Abdeckung beim Beifahrer-Fussraum) und wir fuhren eine Nebenstrasse entlang, bis wir einen ruhigen Kiesplatz fanden, um Pegasus genauer unter die Lupe nehmen zu können. Irgendeine Flüssigkeit tropfte vorne vom Motorenraum hinunter. Wir rechneten natürlich bereits mit dem Schlimmsten und sahen uns schon mit Pegasus in einer mexikanischen Werkstatt stehen (die mehr nach Bruchbude als nach Werkstatt aussehen). Dani legte ein Blatt Papier unter das Auto, so dass die Flüssigkeit drauf tropfte und wir sahen, dass sie farblos war. Ein Mexikaner, der gerade von einem Taxi abgeladen wurde, bot uns seine Hilfe an und krabbelte ohne viel federlesen in seiner Sonntagskleidung unter unser Auto. Er bestätigte unsere Hoffnung, dass es sich nur um Wasser der Klimaanlage handelte. «No problemo, este normal» hiess es und wir fuhren beruhigt weiter.

 

Einige Zeit später erreichten wir die Stadt Palenque, im Bundesstaat Chiapas. Das Aufgebot an Militärfahrzeugen wurde immer grösser und eine Strasse wurde sogar gerade abgesperrt. Es sah aus als würden sie entweder hochrangigen Besuch oder eine grosse Demo erwarten. Wir schafften es zum Glück ohne Umwege zum Campingplatz, welcher sich 1km von den berühmten Ruinen befindet. Der Campingplatz ist sehr einfach aber günstig. Und mit der Lage beinahe unschlagbar. Leider stellte sich die Kommunikation hier als besonders schwierig heraus. Der junge Mann gab sich keine Mühe, einfaches Spanisch zu verwenden und wollte auch unsere Übersetzungs-App nicht benutzen. Irgendwie schafften wir es dann doch noch… obwohl das mit dem Strom für Pegi erst am nächsten Tag klappte.

Am nächsten Morgen machten wir unsere Fahrräder bereit, um damit zu den Ruinen zu radeln. Wir mussten herausfinden, dass der Ticket-Schalter zwar einfach zu erreichen ist, sich aber 2km von den eigentlichen Ruinen entfernt befindet. Wir sind also wieder auf die Fahrräder rauf und motiviert weiter. Nach kurzer Zeit wurde es immer steiler und steiler und irgendwann hing uns die Zunge gefühlt bis zu den Knien hinunter. Wir kapitulierten schliesslich und schoben das Fahrrad die restliche Strecke vor uns her.

Die Ruinen von Palenque sind sehr eindrücklich. Vieles ist noch im Dschungel verborgen und wurde noch nicht freigelegt. Da dieser Teil nur mit Guide besucht werden konnte, beschränkten wir uns auf die freigelegten Gebäude. Auch hier gab es genug zu sehen und wir konnten sogar auf eine Pyramide hinaufkraxeln. Bei über 32 Grad eine schweisstreibende Angelegenheit.

 

Bei unserem Rückweg genossen wir die Fahrräder umso mehr und machten noch einen Halt bei einem Restaurant, um unseren Hunger zu stillen. Zurück auf dem Campingplatz konnten wir am späteren Abend wieder Brüllaffen hören und sahen Bewegungen in den Bäumen. Die Tiere selber sahen wir leider nicht.

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